Von Sidi Ifni fahren wir hinein in das karge Inland im südlichen Marokko. Die Landschaft erinnert mich oft an die Atacama Wüste in Chile. Die Straßen sind in recht gutem Zustand, wir kommen zügig voran. Hinter jeder Kuppe oder Kurve erwartet uns eine neue Perspektive. Das Licht der Sonne am Nachmittag ist wunderschön. Ich genieße es, wieder mit dem Fox und Daniel unterwegs zu sein 🙂
Wir erreichen unser Ziel einen Parkplatz im Grand Canyon – Aoukerda noch rechtzeitig, um einen Spaziergang hinab zum “Fenêtre de la Vie” zu machen. Ein Felsentor das über uns erscheint, wie von Menschenhand gemauert, aber vom Wind und Erosion geschaffen. Es ist sehr beeindruckend. Seine Dimension wird uns aber erst bewusst, als ich am nächsten Tag zum Tor hinaufklettere. Ich fühle mich nicht nur sehr klein, aus Daniels Perspektive von der Straße aus, bin ich auch kaum zu erkennen.
Den Silvesterabend verbringen wir am Parkplatz mit Blick auf den Canyon und öffnen zur Feier des Tages eine Piccolo Flasche Sekt, die wir noch in Düsseldorf am Flughafen gekauft hatten. Es wird schnell dunkel und es ist unglaublich still. Müde fallen wir schon vor Mitternacht ins Bett und schlafen gut hinein ins Neue Jahr.
Am Morgen fahren wir weiter hinab in den Canyon zum Oasendorf Aoukerda. Ein etwa 10 Jahre alter Junge läuft uns entgegen und möchte uns durch die Straßen führen. Wir fragen ihn warum er nicht in der Schule ist, und er antwortet glaubhaft, die sei am Feiertag geschlossen. Als wir an der Schule vorbeilaufen, fragen wir ihn, wie viele Kinder dort hingehen. Sieben sagt er, es sei ein kleines Dorf. Er hat recht und nach wenigen Schritten haben wir die letzten Häuser passiert. Durch einen kleinen Tunnel geht es weiter zu einem Fluss, der die Oase speist. Stolz zeigt er uns das Bewässerungssystem und versucht auch, uns einen Tee in einem der Häuser zu organisieren, aber so früh an einem Feiertag werden doch noch keine Gäste empfangen. Wir schlendern zumindest mit einem schönen Erlebnis gestärkt hinaus aus der Oase. Wir geben dem Jungen etwas Geld, begleitet von einem Dank für die tolle Führung und der Bitte, er solle lieber zur Schule gehen 🙂 Eine von diesen Situationen, in der wir im Konflikt der Erwartungshaltungen stehen.
Gegen Mittag, nachdem ich das “Fenêtre de la Vie” erklommen habe, fahren wir hinaus aus dem Grand Canyon – Aoukerda in Richtung der Oase d’Ait Mansour. Hier wollen wir die nächste Nacht verbringen.