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Karibik: Beach Camp & Tayrona National Park

  • 4perture 

Wir lassen die komatösen Hitze des karibischen Hinterlandes hinter uns als wir am 19. August die Küste östlich von Santa Marta erreichen. Kokospalmen säumen den Strand, eine leichte Brise verschafft etwas Abkühlung und selbst die Moskitos scheinen uns hier zu verschonen. Wir atmen auf.

Wir parken den Fox an einem netten Campingplatz direkt unter den Kokospalmen und laufen erstmal ein paar Schritte am Strand entlang. Da wird es uns bewusst – wir sind in der Karibik angekommen und damit auf der letzte Etappe unserer Reise. Verrückt, wie schnell die Zeit vergeht.

Zum Abendessen sitzen wir am Strand und genießen einen leckeren Fisch mit Patacones (frittierte Kochbananen Fladen) und einen frischen Ananas-Shake. Es schmeckt wunderbar – wir sind glücklich.



Am nächsten Morgen ziehen wir noch einmal um, fahren ein Stückchen weiter nach Osten zum Camping Bernabé – ein wahres Paradies. Die Gefahr geht hier jedoch nicht von Äpfeln aus, sondern von fallenden Kokosnüssen. Schilder warnen davor, aber sobald wir in der Nähe eine Nuß mit einem dumpfen Aufprall auf den Boden fallen hören, brauchen wir keine Schilder mehr. So eine Kopf-Nuss hinterlässt ohne Zweifel bleibende Schäden. Die Legende, dass mehr Menschen durch fallende Kokosnüsse sterben, als durch Haiangriffe, muss ich an dieser Stelle – nach kurzer Recherche – allerdings entkräften. Zumindest konnte eine Journalistin der FAZ im Juli diesen Jahren keine belastbaren Statistiken finden.

Wir parken den Fox auf jeden Fall so, dass sich weder er noch wir direkt unter Kokospalmen aufhalten. 10 Meter hinter uns platschen die Wellen an den Strand, neben uns laden ein paar Mangroven ein, dort Hängematten aufzuhängen und ansonsten sind wir umgeben von Natur. Das perfekte Beach Camp. Wir bleiben für drei Tage hier und machen Urlaub. Am zweiten Tag wird auf dem Campingplatz eine Hochzeit gefeiert. Die Zeremonie findet direkt am Strand statt und alles ist wunderschön geschmückt. Auch zum Feiern ein perfekter Ort. Netterweise streicht die Partygesellschaft schon gegen 23:00 Uhr die Segel und lässt lediglich ein paar leere Flaschen Jägermeister am Strand zurück. Wir haben das Paradies wieder für uns alleine.



Nach ein paar Tagen abhängen, sind meine Kopfschmerzen verschwunden und wir sind bereit für einen Besuch im Tayrona Nationalpark. Auf 20.000 Hektar erstreckt sich das Biosphären-Reservat entlang der Küste und ist zudem auch die Heimat vieler indigener Menschen. Es kommt immer wieder zu Konflikten zwischen der kolumbianischen Regierung, die den Tourismus in einem der meist besuchten Nationalparks des Landes fördern will, und den Indigenen, die den für sie heiligen Boden und die Natur schützen wollen. Eine wirkliche Lösung wurde aus unserer Sicht noch nicht gefunden. Anscheinend gibt es immer wieder Zeiträume, in denen der Park für Touristen gesperrt wird, und der Betrieb des Parks wurde teils in die Obhut der dort lebenden Menschen übertragen, aber es scheint sich dennoch alles um das Geld der Touristen zu drehen.

Wir müssen am Parkeingang erstmal einige Touristenfänger abschütteln, die uns angeblich die letzten verfügbaren Plätze auf den Campingplätzen im Park reservieren können, und ohne Reservierung dürften wir nicht hinein. Zum Glück wissen wir, dass das nicht stimmt. Dann bezahlen wir für eine obligatorische Gesundheitsversicherung, die wir nicht brauchen und erreichen schließlich den Ticketschalter. Hier erstehen wir die offiziellen Eintrittskarten für uns und eine Einfahrtserlaubnis für den Fox. Nach mehreren Kontrollen, dass wir auch alles richtig bezahlt haben, dürfen wir endlich hineinfahren in den Tayrona Nationalpark. Auf der 5km langen Zufahrtsstraße sehen wir ein paar Wanderer, die erfreut in die Bäume schauen. Wir halten an und müssen ebenfalls grinsen, als wir die Brüllaffen entdecken, die sich in den Baumkronen über uns tummeln. Ein schöner Start.


Wenig später rollen wir auf einen Campingplatz am Strand, der als einziger im Park Stellplätze für Wohnmobile anbietet. Ein sonderbarer Ort. Es gibt einen Pool auf dem Dach eines flachen Gebäudes, das jeden Augenblick einzubrechen droht. Die Sanitäranlagen sind ebenfalls nur noch notdürftig in Betrieb gehalten. Wasser und Strom scheint es niemals gleichzeitig zu geben, aber die Menschen sind sehr freundlich.

Neben uns steht ein weiteres Reisemobil aus Frankreich und eine Hand-voll Back-Packer übernachten in Zelten am Strand. Kaum haben wir uns in Position gebracht, fängt es an zu regnen – wie aus Eimern. Wir ziehen Badesachen an, Daniel baut das Vordach auf und ich laufe zur Dusche. Dann sitzen wir (noch immer in Badesachen) eine Weile unter unserem Vordach und schauen dem warmen Regen zu.


Am nächsten Morgen scheint wieder die Sonne. Wir wollen zum Cabo San José wandern, das mit seinen Postkarten-Stränden alle anlockt, die den Nationalpark besuchen. Die Wanderung soll ca. 6 Stunden dauern, daher brechen wir früh auf, um noch ein paar kühlere Stunden des Tages zu erwischen.

In den ersten zwei Stunden sind wir fast alleine auf dem Pfad durch den Wald und entlang von schönen Stränden unterwegs. Einer Kolonie von roten Waldameisen, die den Weg kreuzen, sind wir hoffnungslos unterlegen – wir hüpfen mit stechenden Schmerzen in den Füßen davon.

Dann erreichen wir die ersten Badestrände, an denen es weitere Campingplätze und Restaurants gibt. Von hier starten bereits einige Besucher auf ihre Tagestouren in alle Richtungen. Die meisten gehen jedoch ebenfalls zum “Cabo”. Bald werden wir von Pferden überholt, die entlang des Weges in Position gebracht werden, um müde Wanderer nach Hause zu tragen. Gegen 09:30 Uhr erreichen wir das Ziel unserer Wanderung und trauen unseren Augen nicht. Am Cabo ist ein schöner aber riesiger Campingplatz angelegt. Die Badebuchten sind bereits um diese Uhrzeit gut gefüllt und im Restaurant wird uns missmutig das wohl schlechteste und teuerste Frühstück serviert, dass wir in Kolumbien gegessen haben.

Wir machen postwendend Kehrt und verlassen das Cabo gerade noch rechtzeitig, bevor die Tagestouristen hier einfallen. Es ist inzwischen sehr heiß und wir haben Respekt vor dem 8 Kilometer langen Rückweg. Wir ignorieren jedoch die Rufe der Menschen, die uns für den Rückweg den Rücken ihrer Pferde anbieten – für den dreifachen Preis des Hinwegs wohlgemerkt. Auch hier bestimmt die Nachfrage das Angebot, wie überall auf der Welt 😉

Langsam aber stetig laufen wir den schmalen Weg zurück zum Startpunkt. Immer mehr Wanderer, bisweilen Gruppen von bis zu 20 Menschen kommen uns entgegen. Auch das Geschäft mit den Pferden kommt in Gang, und der Weg, den sich Mensch und Tier streckenweise teilen, wird dort ziemlich eng. Als wir gegen 12:00 Uhr wieder bei der Ameisen Kolonie vorbeikommen, ist die Gefahr beseitigt. Der Weg ist übersät mit Insekten, die unter den vielen Füßen ihr Leben gelassen haben. Der Rest der Kolonie hat sich anscheinend einen anderen Weg gesucht – hoffentlich.


So wunderschön die Natur entlang der Wanderung war, so ist die Erinnerung an die Ameisen, sowohl den Schmerz den sie uns zugefügt haben, als auch deren trauriges Schicksal das, was mir am stärksten in Erinnerung bleibt. Ich kann die indigenen Menschen nun besser verstehen. In den Verhandlungen mit der Regierung argumentieren sie, ‘sie hätten ein Abkommen mit der Natur. Gehe es dieser gut, so auch ihnen selbst. Sei die Natur aber krank, so seien die Indigenen mehr als krank. Sterbe die Natur, so könnten sie nicht weiterexistieren‘.

Zurück am Wanderparkplatz angekommen, machen wir noch einen Abstecher zu einem weiteren kleinen Strand, an dem man angeblich schön relaxen und auch baden gehen kann. So ist es auch. Der Strand ist wunderschön, es gibt nur wenige Menschen hier und ein kleines gutes Restaurant. Ein perfekter Ort, um sich den Schweiß im Meer abzuspülen und die Akkus wieder aufzuladen. Wir bleiben bis zum späten Nachmittag.


Etwas erholt schaffen wir auch den Rückweg zum Campingplatz und haben am Ende fast 20 Kilometer Fußmarsch hinter uns gebracht. Kaum vorstellbar, bei der Hitze, aber wir haben es geschafft … und sind geschafft.

Belohnt werden wir mit einem traumhaften Sonnenunter und -aufgang, aber leider erwarten uns auch schlechte Nachrichten. Ich werde bereits drei Tag später wieder in Deutschland bei meinen Eltern sein.

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