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Cordillera Blanca

Von Caral aus fahren wir mit einem Übernachtungsstopp in Supe wieder hinauf in die Anden. Ich habe noch nicht genug von schneebedeckten Bergen und blauen Lagunen. Und da sind wir in der Cordillera Blanca genau richtig 🙂

Unser erstes Ziel ist die wunderschöne Laguna Parón. Sie liegt auf 4.200 Metern in der Nähe von unserem Stellplatz in Caraz und ist mit dem Auto erreichbar. Wir hätten für die enge, holprige Straße mit dem Fox leicht vier Stunden gebraucht, wären wir selbst gefahren, aber wir sind mit dem Taxi unterwegs und unser Fahrer rast in weniger als zwei Stunden bis zur Lagune. Dort stehen tatsächlich zwei Campervans, die die Tour gemacht und auch an der Lagune übernachtet haben. Sehr idyllisch aber wir waren in dieser Hinsicht heute mal “faul” 🙂

Wir haben gut zwei Stunden Zeit, um zu einem Mirador oberhalb der Lagune zu klettern und etwas entlang des Ufers zu laufen. Bei bestem Wetter können wir das Farbenspiel des Wassers im wechselnden Licht und Wind beobachten. So eine blaue Lagune haben wir in der Tat noch nie gesehen. Und auch die Berge drum herum sind hier besonders schön geformt und noch gut mit Schnee bedeckt.


Die Cordillera Blanca trägt ihren Namen zurecht. Mit mehr als 50 Bergen über 5.700 m ist sie die höchste Gebirgskette des amerikanischen Kontinents und es gibt so viele Lagunen, dass man diesen pragmatischer-weise einfach Nummern zuteilte.


Die bekannteste Lagune ist die Laguna 69. In ebenfalls strahlendem Blau liegt sie auf 4.600 Metern über dem Meer im fantastischen Panorama des Huascarán Nationalparks. Der sieben Kilometer lange Wanderweg zur Lagune ist gut markiert und technisch nicht schwer, aber die 800 Höhenmeter, die man vom Startpunkt auf 3.800 Metern nach oben erklimmen muss, machen die Wanderung zu einer Herausforderung – zumindest für mich 😉

Der rasante Taxifahrer vom Vortag holt mich um 06:00 Uhr an unserem Campingplatz ab und knapp zwei Stunden später laufe ich los. Es sind noch Minusgrade, das Gras ist weiß vom Raureif und das Wasser entlang des Weges teils noch überfroren. Ich laufe zügig, bis die Sonne es endlich ins Tal geschafft hat und raste an ein paar alten Mauern, um mich aufzuwärmen. Nach einer Tasse Koka-Tee und einer Banane marschiere ich weiter. Auf dem Weg treffe ich Jaime und Alexandría – Vater und Tochter aus Lima. Wir laufen ein paar hundert Meter zusammen auf dem schönen Pfad. Später treffe ich noch zwei Deutsche, die an einem Felsen rasten. Ansonsten ist noch wenig los hier oben und ich genieße die Ruhe und die wunderschöne Landschaft – alles blüht gerade in gelben, roten und blauen Farben. Nach knapp drei Stunden erreiche ich die Laguna 69. Ein Deutsches Ehepaar ist bereits dort – sie waren am Vorabend mit ihrem Reisemobil in die Nähe des Startpunktes gefahren und früh gestartet. Eine kleine Gruppe Camper sitzt vor ihrem Zelt in der Sonne und trommelt.

Ich genieße den Moment und suche mir dann einen Felsen am Wasser, für eine zweite Frühstückspause. 10 Minuten später kommen die beiden Deutschen an der Lagune an und springen mutig in das eiskalte Wasser. Kurz darauf erreicht die erste geführte Gruppe ihr Ziel, oder eher gesagt, einen kurzen Zwischenhalt. Sie wollen weiter hinauf zu einem Aussichtspunkt, von dem aus man auf die Lagune herunterschauen kann. Kurzerhand schließe ich mich der Gruppe an und erklimme mit ihnen einen Hügel ca. 100 Meter oberhalb der Lagune. Der Blick von hier ist wirklich sehr schön … und ich bin froh, die Kletterei über die Felsen in Begleitung machen zu können 🙂

Blick von 4.700m auf die Laguna 69


Auf dem Rückweg treffe ich Jaime und Alexandría am Ufer der Lagune wieder. Sie haben es mit vielen Pausen auch geschafft, so wie noch ein Dutzend weiterer Wanderer, die hier inzwischen ihre Mittagspause verbringen. Ich verabschiede mich und trete den Rückzug an.

Mit der Lagune im Rücken stelle ich mal wieder fest, wie schön es sein kann, den gleichen Weg zurück zu laufen. So genieße ich die Landschaft noch einmal aus einer anderen Perspektive und Licht, ohne mich viel mit der Navigation zu beschäftigen. Der Blick ins blühende Tal und auf die zwei Gipfel des Nevado Huascarán (6768m), den höchsten Berg Perus, sind mindestens so beeindruckend, wie die blaue Lagune. Ich lasse mir Zeit … .

Mit jedem Höhenmeter, den ich absteige, freue ich mich über den steigenden Sauerstoffgehalt der Luft, aber auch die Temperaturen steigen am frühen Nachmittag. Meine Beine werden langsam schwer und ich bin sehr froh, als ich nach fast sieben Stunden wieder am Ausgangspunkt des Wanderwegs ankomme. Am Fluss sitzen bereits einige der Wanderer, mit denen ich zum Aussichtspunkt geklettert bin und kühlen ihre Beine im Wasser.


Ich widerstehe der Verlockung und laufe direkt zur Straße, da ich dort auf eine Mitfahrgelegenheit nach Yungay hoffe. Angeblich fahren hier Collectivos (Sammeltaxis) vorbei. Aber ich sehe vor mir bereits einen kleinen Reisebus stehen. Ich spreche mit dem Fahrer und er sagt, er nimmt mich für 20 Soles mit nach unten. Als 40 Minuten später auch der letzte Platz besetzt ist, rollen wir los. Eine gute Stunde schlängelt sich der Bus die breite Schotterpiste hinab bis nach Yungay. Mein Sitznachbar ist Franzose, arbeitet in Dubai als Wissenschaftler und erzählt mir von “seinem Satelliten” …. spannend. Aber viel Müll auch da oben im Weltraum, sagt er, bevor ich es denken kann.

Aus dem Bus schicke ich Daniel ein Lebenszeichen und er holt mich dankenswerterweise in Yungay ab. Sonst hätte ich von dort noch ein Tuktuk oder Minibus nehmen müssen und dazu hatte ich wirklich keine Energie mehr …. Nach einer Dusche und etwas zum Essen geht es besser. Ich schlafe in dieser Nacht sehr glücklich ein.


Viel Zeit zum Erholen bleibt allerdings nicht. Am nächsten Morgen brechen wir bereits um 06:00 Uhr auf. Wir wollen wieder zurück an die Küste und die Fahrzeit für die 313 Kilometer wurde mit über sechs Stunden berechnet. Wir planen eher mit acht Stunden, da wir immer langsamer unterwegs sind als vorhergesagt. Aber wir lagen falsch. Wir erreichen unser Ziel, den Küstenort Huanchaco erst nach 10 Stunden. Die Straße führt durch einen Canyon hinab und wurde durch etliche Erdrutsche in den vergangenen Jahren an vielen Stellen zerstört. Notdürftige Reparaturen und Umfahrungen ermöglichen die Durchfahrt, aber es geht sehr langsam voran und ist stellenweise schon etwas abenteuerlich. Besonders “beeindruckt” sind wir von den Tunneln: einspurige, nicht beleuchtete in den Fels gesprengte Röhren. Vorm Reinfahren muss man Hupen, nach dem Rausfahren atmen wir jedes mal tief aus 🙂 Die Landschaft durch die wir fahren ist allerdings „mal wieder“ super schön und kontrastreich: enge Schluchten, Wasserfälle, bunte Berge, Kohleminen und alte Industrieanlagen.


Gegen Mittag haben wir die Berge hinter uns gelassen und kommen in die ersten größeren Ortschaften. Noch bevor wir die Häuser sehen können, türmt sich schon der Müll entlang der Straße. Ein Anblick, den wir von Perus Küstenregion inzwischen gewohnt sind – leider. Im Vergleich zur südlichen Küste, ist hier die Landschaft allerdings viel grüner – es gibt offensichtlich mehr Wasser hier. Leider geht das einher mit der Menge and Mücken und der in diesem Jahr besonders schlimmen Dengue-Fieber Welle.

Wir finden zum Glück einen sicheren Stellplatz bei einem freundlichen Ehepaar direkt an der Strandpromenade. Es ist 16:00 Uhr als wir dort ankommen und wir vertreten uns erst einmal die Füße in Richtung Pier. Dort sehen wir eine kleine Gruppe von Surfern im Wasser und ich schaue auf die Uhr. Noch zwei Stunden bis Sonnenuntergang…. 30 Minuten später laufen wir mit unseren Surfbrettern wieder in Richtung Pier. Es wird ein wunderschöner Sonnenuntergang und ein paar nette Wellen lassen sich sogar surfen. Ein perfekter Abschluss einer perfekten Woche in den Bergen 🙂

2 thoughts on “Cordillera Blanca”

  1. Liebe Anne,
    ich habe grade auf dem Blog die Einträge der letzten Wochen gelesen und muss hier unbedingt mal wieder eine Nachricht posten – bin immer wieder ganz begeistert über Deine Berichte und die wunderschönen Bilder!!!
    Man fühlt sich ganz „nah dran“ und ich würde mich am Liebsten auf den Weg machen und mitreisen 🤩
    Vielen lieben Dank für das Dran Teilhaben lassen und die vielen schönen Eindrücke! Es ist verrückt wie schnell die Zeit vergeht und wie lange ihr nun schon unterwegs seid!
    Ich wünsche euch weiterhin viele interessante Begegnungen und Erlebnisse!

    Ganz liebe Grüße Stephanie

    1. Danke liebe Stephanie 😊

      Ja, die Zeit vergeht unglaublich schnell 🕦💨 Wir sind dankbar für jeden Tag, den wir unterwegs sind…. Wenn Du noch mitkommen magst, beeile Dich – als nächstes wollen wir auf die Galapagos Inseln 😉.

      Liebe Grüße in die Heimat von
      Anne & Daniel

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