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Sucre

Von Samaipata geht es stets bergan in Richtung Westen, nach Sucre. Das Wetter wird besser und die Landschaft zunehmend karger. Die Straße ist relativ neu, dennoch kommen wir auf der kurvigen, teils steilen Strecke nur sehr langsam voran. Für die Nacht finden wir einen Stellplatz in der Nähe eines kleinen Dorfes, mit wunderbarem Blick in die Berge, frischer Luft und ohne Moskitos. Wir schlafen wie Steine.


Am nächsten Morgen gibt es ein zweites Frühstück im verschlafenen Ort Aiquile. Eine Bolivianerin, die Familie in London hat (ihre Nichte spielt Fußball bei Chelsea) hat hier ein sehr nettes Café eröffnet. Mit einer ziemlich guten Tasse Kaffee sitzen wir draußen am Platz und betrachten die Ruhe um uns herum.



Wir fahren weiter durch sehr ländlich geprägte Umgebung. Nach einem Pass auf knapp 3.000m erblicken wir hinter einer Kurve viele kleine Häuser über die vor uns liegenden Hügel verteilt: Sucre – sprich [Sukre].

Blick auf Sucre


Sucre ist die konstitutionelle Hauptstadt Boliviens, während La Paz der Regierungssitz ist. Aber dahin kommen wir erst später 😉 Sucre ist nach General Antonio José de Sucre benannt, der ein enger Vertrauter von Simón Bolívar, dem Diktator des Groß-Kolumbianischen Reiches, war. 1824 gewann Sucre im Auftrag Bolívars mehre Schlachten gegen die Spanier und zwang diese damit endgültig, den südamerikanischen Kontinent zu verlassen. Am 6. August 1825 wurde die neue Republik Bolivien gegründet, benannt nach ihrem Befreier Bolívar, und mit Sucre als ihrem ersten Präsidenten.

Heute ist Bolivien um einiges kleiner als damals. In mehreren Kriegen hat das Land ringsum Regionen an die Nachbarstaaten verloren. Insbesondere der Verlust des der Region am Pazifik ist heute noch ein fast emotionales Thema, auch wenn Chile noch immer ungehinderten Zugang zu den Häfen im Norden garantiert. In La Paz werden wir noch mehr über dieses Thema lernen … aber dazu später.

In Sucre erleben wir einmal mehr, wie freundlich und im wahrsten Sinne des Wortes “vielfältig” die Menschen hier sind. Ich verstehe langsam, was es bedeutet, dass sich Bolivien seit 1994 offiziell als multikulturelle, pluriethnische Gesellschaft bezeichnet. Gut die Hälfte der BolivanerInnen sind Indigene der Quechua und Aymara, ca. 20% sind Einwanderer und der verbleibende Teil ein buntes Gemisch. Der Altersdurchschnitt beträgt um die 23 Jahre – und das merkt man, wenn man hier durch die Straßen geht. Interessant ist auch die Arbeitskleidung der bei der Stadt angestellten Damen. Die Uniformen lassen Platz für die bis zu 10-lagigen Röcke der „Cholitas“ 🙂


Wir bleiben ein paar Tage in Sucre und erkunden die historische Altstadt mit ihren weißen Häusern im Kolonialstil. Beim Laufen durch die Stadt sehen wir übrigens wieder sehr viele Menschen, die noch Maske tragen. In einigen öffentlichen Einrichtungen ist das in Bolivien wegen der Pandemie noch Pflicht. Wir greifen, wie viele andere Menschen hier, aber auch zur Maske um uns etwas gegen die heftigen Abgase zu schützen, die von den vielen Bussen in den engen Gassen ausstoßen werden.

Vom Plaza Pedro de Anzúrez hat man nicht nur einen wunderbaren Blick über Sucre, an seiner Nordseite liegt auch das Monasterio El Recoleta. Das Fanziskaner-Kloster kann man im Rahmen einer kleinen Führung besichtigen. Am Rand des Zitrus-Gartens steht hier eine über 750 Jahre alte Zeder. Acht Menschen benötigt es angeblich um den gewaltigen Baumstamm zu umfassen – zu zweit schaffen wir das nicht 😉

Hinter dem Kloster geht es weiter hinauf – einen Kreuzweg entlang – zu einem Aussichtspunkt auf 3100m. Wir laufen in der für uns wieder sehr dünnen Luft nicht ganz hinauf, aber genießen die Aussicht auf halber Strecke. Abends finden wir ein nettes Restaurant in dem wir seit langem mal wieder einen Rotwein bestellen – passend zum kühlen Klima 🙂


Früh morgens gehe ich auf den lokalen Markt. Es gibt hier eine unglaubliche Auswahl an Obst und Gemüse. Ich kaufe Bananen, Papaya, Rambutan und Avocados für kleines Geld und freue mich beim Heimweg bereits aufs Frühstück. Als herzhaften Snack gibt es an jeder Ecke die bolivianische Form der Empanadas zu kaufen: Saltenas. Der Teig ist sehr mürbe und die Füllung sehr saftig – was das Verspeisen dieser kleinen Teigtaschen recht kompliziert macht. Die Bolivianer sagen, wer eine Saltena essen kann, ohne einen Tropfen der Füllung auf dem Teller zu hinterlassen, der/die kann Küssen 🙂


Gut gestärkt brechen wir am 5. Mai von Sucre auf in Richtung Potosí, dem „Silberberg“ Boliviens. Die Stadt liegt auf ca. 4000m und wir planen daher vorher und nachher eine Übernachtung auf geringerer Höhe ein. Auf der Hochebene fahren wir in den Abend hinein und finden einen schönen Stellplatz an einem Fluss auf 3.200m. Ein guter Startpunkt, um am nächsten Tag weitere 800 Höhenmeter bist Potosí zu erklimmen.

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