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Patagonia National Park

Nördlich des netten Ortes Cochrane, zweigt die Straße X-83 von der Carretera Austral in das Valle Chacabuco ab. Dieses Tal bildet das Herz des Patagonia National Parks. Bis Anfang 2000 befand sich hier Chiles größte Schafzucht Farm, die über 70-tausend Hektar große Estancia Valle Chacabuco. 2004 wurde die Estancia sowie das Land angrenzender Farmen von Conservation Patagonia (einer Stiftung, die von Douglas Tompkins’ Frau Kris gegründet wurde) aufgekauft und ein Nationalpark errichtet. Heute gehören auch die angrenzenden Naturschutzgebiete Tamango und Jeinimeni zu diesem wunderschönen Nationalpark.

Die sogenannte Tamango Section ist leicht von Cochrane aus zugänglich. Wir waren dort zwei Tage auf einem sehr schönen Campingplatz und ich habe eine kurze Wanderung entlang des kristallklaren Rio Cochrane zum Lago Cochrane unternommen. Wir haben Glück, dass dieser Teil des Nationalparks geöffnet ist. Im ganz Chile streiken nämlich die Park-Ranger für bessere Arbeitsbedingungen und die meisten Einrichtungen sind deshalb geschlossen.


Am 16.11. fahren wir ins Valle Chacabuco und verlassen die Carretera Austral (Ruta 7) endgültig. Wir wollen am Ende des Tals über den Paso Raballos wieder nach Argentinien fahren und dort unsere Reise nach Süden fortsetzen. Wir sind sehr dankbar für die tollen Erlebnisse und Eindrücke, die wir entlang der Carretera Austral – Traumstraße, wie sie oft genannt wird – sammeln durften. Und wer weiß, vielleicht kommen wir ja noch einmal wieder, um die letzten Kilometer bis Villa O’Higgins zu erkunden 😉

Naja, solche Stellen waren eher ein Alptraum auf der Ruta 7, aber zum Glück überwiegen ja die Erinnerungen an die schönen Momente 🙂


Nun wollten wir erst einmal ein paar Tage im vor uns liegenden Valle Chacabuco verbringen. Die Landschaft hier ist überwältigend schön und es gibt wunderbare Wanderwege, auf denen man Patagonien im Bilderbuch-Format präsentiert bekommt. Leider sind die Ranger in diesem Teil des Patagonia Nationalparks im Streik und alle Campingplätze sowie Zugänge zu einigen Wanderwegen gesperrt. Wir fahren im Schneckentempo durch das Tal, machen einige Stopps für einen kurzen Spaziergang und viel zu viele Fotos, die der Realität mal wieder nicht gerecht werden wollen. Immerhin eines der vielen Guanakos (Lama) tut mir den Gefallen für mich (… und für Dich @Ilka) zu posieren 🙂

Guanako


Wir übernachten neben der Straße vor einem versperrten Campingplatz – mit bestem Blick auf die Berge im Sonnenuntergang. Vom Campingplatz führt eine 6 Kilometer lange „Straße“ zum Douglas Tompkins Lookout, von dem man eine schöne Aussicht haben soll. Da die Zufahrt zum Campingplatz und somit auch die „Straße“ durch ein Stahlseil abgesperrt sind, laufe ich am nächsten Morgen also zu Fuß hinauf und werde dafür belohnt. Mit der aufsteigenden Sonne im Rücken habe ich einen atemberaubenden Blick auf die noch Schnee bedeckten Berge in der Ferne und den blauen See, auf den ich vor einigen Tagen von der anderen Seite geschaut habe. Ich genieße den Moment… .

Douglas Tompkins Lookout


Der stark zunehmende Wind weht mich allerdings bald wieder in Richtung Tal. Wir treffen dort noch auf zwei Ranger, die auf dem geschlossenen Campingplatz nach dem Rechten sehen . Wir hatten dort noch schnell eine Dusche in den großzügigen Sanitäranlagen genommen, die netterweise nicht verschlossen waren. Die jungen Ranger sind sehr freundlich und fragen, ob wir etwas von der schönen Landschaft genießen konnten. Wir können das bejahen und wünschen ihnen viel Erfolg für ihren Streik.

Camping Alto Valle


Am Nachmittag überqueren wir die Grenze am Ende am Paso Roballos. Die Grenzposten auf beiden Seiten sind kleine Holzhütten mit simplen von Hand bedienten Gattern, die als Schranke fungieren. Die Aus- und Einreiseformalitäten werden in Chile noch digital erledigt. In Argentinien sitzen wir einem netten Grenzbeamten gegenüber, der unsere Daten in vier verschiedene Papierbücher schreibt und uns dann handschriftlich ein TIP (temporäre Einfuhrgenehmigung) für den Fox ausstellt. Das dauert seine Zeit, aber alle sind freundlich und der Grenzübergang geht ohne Probleme über die Bühne.


Mit inzwischen extrem starken Wind im Rücken rollen wir über die holprige Piste hinein nach Argentinien. Der Staub den wir aufwirbeln fliegt, wesentlich schneller als wir, nach vorne an uns vorbei. Die Landschaft ist wie ein großer Canyon mit bizarren, vielfarbigen Felsformationen und immer dort, wo es etwas Wasser gibt, entstehen kleine grüne Oasen. Gegen Abend erreichen wir den Lago Ghio. Er liegt stahlblau in der kargen Landschaft, der Wind, den wir inzwischen wohl Sturm nennen können, zeichnet Schaumkronen auf seine Oberfläche. Ein toller Anblick. Es schüttelt uns ordentlich im Fox aber wir bleiben über Nacht hier, denn bis zur nächsten Ortschaft wären es noch gut 1,5 Stunden zu fahren. Der Sonnenuntergang ist wunderschön und bei kurzzeitig abflauendem Sturm können wir später auch ein paar Stunden tief und fest schlafen.

Lago Ghio

2 thoughts on “Patagonia National Park”

  1. Hallo Ihr Beiden,
    nachdem ich jetzt einige Tage Eure Reiseberichte nicht mehr ganz aktuell verfolgen konnte (ihr wisst ja… das mit der arbeitenden Bevölkerung und so 😉) hatte ich eben einiges aufgeholt; da war ja einiges los die letzten Tage – faszinierende Geschichten und Fotos !
    Außerdem dürft Ihr Euch seit heute auch als „Studienobjekt“ fühlen – hab mit meiner Tochter heute für die nächste Geo-Klassenarbeit gelernt (u.a. Koordinaten und Gradnetz, 5. Klasse). Nach den eher theoretischen Übungen aus den Schulaufgaben (wen interessiert schon ein Schiff irgendwo im Atlantik ?!) haben wir auch ein paar tagesaktuelle praxisrelevante Übungen gemacht – sie durfte dabei auch Eure Position bestimmen 😉 – mit gutem Erfolg ! Als Lieferort für die dringende Lieferung des nächsten vegetarischen Burgers wär ich zwar noch vorsichtig, aber es war schon ‘ne ganz gute Annäherung 😉.
    Viele Grüße !
    Andreas

    1. Hallo Andreas,
      freut uns, dass wir bei den Schulaufgaben helfen können 🙂
      Falls in der nächsten Zeit die Umrechnung von Beaufort in Knoten oder km/h ansteht: wir werden gerade von Windböen mit 8 Bft in den Schlaf geschüttelt… .
      Aber das ist in Patagonien anscheinend normal.
      Liebe Grüße nach Leonberg!

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