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Inselhopping in der Ägäis

Unser Fox stand seit Daniels Rückkehr aus Marokko (Februar 2024) meist recht “traurig” an der Straße vor unserer Wohnung. Die Lieferwagen hinterließen schließlich Schrammen und so haben wir es nicht mehr mit ansehen können und unseren Fox im Juni schweren Herzens verkauft. Es war ein wirklich emotionaler Moment und ab und zu trauern wir dem Fox noch immer hinterher.

Vielleicht war es eine Kurzschlussreaktion, aber ein paar Tage nach dem Verkauf haben wir Flugtickets nach Griechenland gekauft. Wir waren beide noch nie dort und Inselhüpfen auf den Griechischen Inseln stand seit Jahren auf meiner “Bucket List”. Eine Reise, die wir als Van-Besitzer aber immer wieder zurückgestellt hatten, denn so einen Trip macht man besser mit leichtem Gepäck 🙂

Zwei Wochen später ging es los. Mein Rucksack wog beim Einchecken 8,5kg. Genug für zwei Wochen im Hochsommer auf ein paar Inseln im ägäischen Meer. Bei der Planung war ich überrascht wie viele Inseln es in Griechenland gibt, ca. 3.000, und es hat ein paar Tage gedauert, bis ich die “richtigen” für unseren Trip gefunden hatte. In der Hochsaison und hohen Temperaturen hatte ich nach einer Option gesucht, die uns dennoch ein paar einsame Strände und Authentizität erleben lässt. Eine Website im Internet (greece-moments) hat und dazu perfekte Tipps gegeben.

Unsere Route führte uns von Samos nach Fourni, weiter nach Ikaria und zurück nach Samos. Drei sehr unterschiedliche Inseln, die kurz vor der türkischen Küste im kristallklaren ägäischen Meer liegen.


Fourni

Nach einer Nacht auf Samos haben wir die erste Fähre zur winzigen Insel Fourni genommen. Die Inseln sind generell sehr gut über Fähren von unterschiedlichen Anbietern miteinander verbunden. In der Hochsaison war es also kein Problem ein Ticket zu bekommen.


Auf Fourni gibt es nur ein oder zwei Hotels, ansonsten Apartmenthäuser oder Pensionen. Wir haben Unterkunft bei Patras Apartments gefunden, erst ein Zimmer am Hafen und später ein Apartment ein paar Schritte weiter oben im Ort.

Die erste einprägsame Erfahrung mit dem Insel-Leben in der Ägäis machten wir kurz nach unserer Ankunft auf Fourni. Am Nachmittag liefen wir durch den Ort und sahen einige Menschen im Wasser, vor einem kleinen Strand, oder war es doch noch ein Teil des Hafens? Schwer zu unterscheiden, denn das Wasser war wie überall extrem klar und sauber. Wir hüpften zu den Menschen ins kühle Meer und bemerkten bald, dass diese nicht zum Schwimmen hier waren sondern zum Schwatzen. Mit Sonnenhüten vor der Sonne geschützt, manövrierten sie mit geübten Bewegungen von Armen und Beinen auf der Stelle und unterhielten sich angeregt. Alter schien in dieser Runde keine Rolle zu spielen. Irgendwann bildete sich ein Kreis von schwatzenden Menschen während die Sonne langsam tiefer sank und die Hitze nachließ. Später lasen wir von dieser Form des “Schwatzbadens”. Ein Ritual und ein Begriff, den wir wohl nie vergessen werden.

In den nächsten Tagen haben wir die winzige Insel Fourni mit ihren traumhaften Stränden erkundet – mit einem kleinen Mietwagen aber auch zu Fuß. Wir lagen unter etlichen schattenspendenden Bäumen, haben uns im klaren Wasser abgekühlt und zwischendrin bei einem Espresso Freddo (kaltem Espresso auf Eis) erfrischt. Griechischen Joghurt gab es meist zum Frühstück, Griechischen Salat zu jeder anderen Gelegenheit. Frischen Fisch, Gemüsegerichte und Lamm haben wir am Abend geschlemmt. Ansonsten haben wir Gelesen und Backgammon gespielt. Die Menschen waren ehrlich, gastfreundlich und ruhig. Ein traumhafter Ort, an dem das Verhältnis von Tourismus und Insel-Leben noch im Gleichgewicht zu sein scheint.

Am letzten Abend gab es ein Fest an einer der vielen alten Windmühlen, die auf den Hügeln der kargen Insel stehen. Wir sahen das Plakat, konnten es aber nicht lesen. Wir fragten den Wirt bei dem wir zum zweiten mal zu Abend aßen, was genau das für ein Fest sei. Die Antwort war ehrlich: Wir feiern dort, viele aus dem Dorf werden dort sein, vielleicht auch ein paar Touristen. Aber es startet erst sehr spät fügte er mit einem Grinsen hinzu. Er wusste wohl, dass wir bereits schlafen werden, wenn die Musik an der Windmühle startet.

Wir wollten am nächsten Tag zum Abschied unserer Zeit auf Fourni noch einmal zur Windmühle hoch, von der man einen schönen Blick auf das umliegende Meer hat. Aber dort war am Tag nach dem Fest geschlossen. So sind wir die Treppen zum schönen Kampi Strand hinuntergelaufen und haben dort im Schatten der Bäume gedöst und gelesen, zwischendrin waren wir schwimmen. Inzwischen Routine. In einer anscheinend improvisierten Tavernen, die nur an Tagen öffnen, an denen genug Menschen am Strand sind, haben wir ein tolles Mittagessen serviert bekommen, bevor wir die Fähre nach Ikaria nehmen.


Ikaria

Vorweg ein kurzer Abriss der Mythologie Ikarias (wikipedia): Auf Ikaria soll Dädalus seinen Sohn Ikarus, der bei der Flucht von Kreta hier ins Meer gestürzt sein soll, beerdigt haben. Dädalus und Ikarus sollen ihr Gefängnis, das Labyrinth des Minotaurus, mit selbst gefertigten Flügeln verlassen haben. Dionysos, der Gott des Weines, soll bei Ikaria eine legendäre Begegnung mit Piraten gehabt haben. Außerdem soll er den Wein von Oinoe (gr. Οίνος, Wein) besonders geschätzt haben.


Die Insel hat ihren Namen also von Ikarus erhalten. Sie ist weiterhin eine von fünf sogenannten “Blue Zones” auf der Welt, d.h. Orte an denen die Meschen überdurchschnittlich alt werden. Gleichzeitig wird sie aber auch als “rote Insel” bezeichnet, da Ende der 40er Jahre tausende Kommunisten nach der Niederlage im griechischen Bürgerkrieg nach Ikaria verbannt wurden. Die Landschaft der Insel ist abwechslungsreich, Berge, Küste, Meer und unter den vielen Traumstränden, gibt es sogar einen, der an die Seychellen erinnert. Nicht zuletzt, sollen im Norden bei günstigem Wind surfbare Wellen einlaufen. Unsere Erwartungen waren entsprechend hoch 🙂

Auf Ikaria gibt ca 9.000 Einwohner und einige einfache Hotels, die fast alle noch von lokalen Familien geführt werden. Wir hatten einen Mietwagen reserviert, um die Insel unabhängig erkunden zu können. Der kleine VW Up hatte schon einige Kilometer auf dem Buckel, lief gelegentlich nur noch auf zwei Zylindern und zeigte bald einen Motorfehler an. “Kein Problem” schrieb der Vermieter per WhatsApp, wir sollen einfach weiterfahren 😉

Nach einer Nacht in Agios Kirikos, das uns nach der Idylle auf Fourni gefühlt eher schroff empfing, fuhren wir entgegen des Uhrzeigersinns in den Norden der Insel. Auf dem Weg genossen wir die Ruhe an der kleinen St. Georg Kapelle. Sie steht an der Klippe am östlichsten Zipfel Ikarias, unterhalb des überraschend schönen Drakano Turms, der vor mehr als 2.000 Jahren aus weißem Marmor errichtet wurde. Im Schatten eines Baumes saßen wir an der Kapelle und genossen die Ruhe, die Wärme und die Aussicht – das erste Highlight unserer Zeit auf Ikaria.

Blick auf Drakano Turm und darunter die Kapelle St. Georg


Guter Laune und entspannt fahren wir weiter in den kleinen Ort Armenistis. Wir checken für die nächsten vier Tage im einfachen aber wunderschönen Daidalos Hotel ein. Eine Familie führt das Hotel in mindestens drei Generationen und mit viel Liebe.

Armenistis ist das “touristische Zentrum” der Insel. Hier gibt es eine Vielzahl an Unterkünften, zwei Handvoll Restaurants und wirklich traumhafte Strände, sowie Zugang zu einigen Wanderwegen, auf denen man die Insel erkunden kann. Bei der Hitze Ende Juli, war Wandern aber definitiv keine Option für uns.

Stattdessen hat uns der kleine Up stöhnend aber zuverlässig über die Insel gefahren. Wir haben auch auf Ikaria tolle Strände entdeckt, sind mit den “Locals” im Hafenbecken geschwommen, haben viel Espresso auf Eis getrunken und sehr gut gegessen. Die Highlights waren für mich aber, neben der Ruhe an der St Georg Kapelle, zwei besondere Erlebnisse:

An einem Tag hatten wir tatsächlich die perfekten Windverhältnisse, und es gab Wellen am Mesakti Strand, wo das Meer Tage zuvor noch spiegelglatt an der Küste lag. Spontan haben wir uns zwei einfache Surfbretter geliehen und uns durch die Brandung gekämpft. Völlig unverhofft saßen wir so mal wieder in einem kleinen Line-Up und haben gehofft, eine der chaotisch einlaufenden Wellen zu erwischen. Geklappt hat das nicht wirklich, aber wie immer haben wir das Wasser mit einem breiten Grinsen verlassen.

Das dritte Highlight war unser kurzer Aufenthalt im Inneren der Insel. Im Internet hatte ich von Karimalis gelesen, einem Weingut, das Wein nach ursprünglichen Methoden produziert und deren Restaurant für das traditionelle Essen hoch gelobt wird. Außerdem habe ich herausgefunden, dass man dort übernachten kann.


Ich nahm Kontakt zu Georg auf, der Karimalis mit seiner Familie führt. Eleni, seine Frau, kocht. Die Töchter managen die Weinkellerei, das Restaurant und die kleine Farm, mit Gästezimmern, die in restaurierten 500 Jahre alten Steinhäusern eingerichtet wurden. Georg vermarktet die Tradition der Insel auf seinem Anwesen sehr gezielt aber behutsam. Für 1.600 USD kann man hier eine Woche lang in ein Retreat gehen, um die Küche, Kultur und das Körpergefühl der Insel zu erleben. Uns war eine Nacht erstmal genug. Ein einmaliger Ort, an dem wir hervorragend gegessen und getrunken, vor allem aber, viele Eindrücke gewonnen haben.

Georg verriet uns zum Abschied noch, wie wir eine kleine Felsenkirche erreichen, die eigentlich wegen Bauarbeiten am benachbarten Kloster gesperrt ist. So wandern wir doch noch ein paar Kilometer zur Kapelle, weiter an Bienenstöcken vorbei und wieder zurück zu kleinen Up. Bereits auf Fourni hatten wir viele Bienenstöcke gesehen und den lokalen Honig jeden Tag zum Joghurt genossen 🙂

Wenn man im Internet nach Ikaria und Blue Zone sucht findet man folgendes: Die Insel der Hochbetagten. Auf Ikaria werden die Menschen sehr alt und bleiben lange gesund, die Insel ist eine BlueZone. Auf Ikaria gibt es kaum alte Menschen mit Demenz und sie bleiben bis ins hohe Alter selbständig. Das Rezept dafür ist sehr einfach: Aktiv bleiben und sozial eingebunden sein.

Die Schwatzbader im Meer, der Großvater im Daidalos Hotel, der jeden Morgen Obst schälte, Georg, seine Familie und das gute Essen, sie haben uns einen kleinen Eindruck von einer Blue Zone gegeben, den wir nicht vergessen werden.

Griechischer Mokka
Lokales Bier
St Georg Kapelle
Traumstrände bei Armenistis
Wellen am Mesakti Strand
Seychellen Strand
Exil von Mikis Theodorakis,
Frühstücksplatz im Daidalos Hotel – perfekt 🙂


Samos

Nach der Idylle auf Fourni und der Einzigartigkeit von Ikaria hatten wir eigentlich keine Lust mehr auf das vergleichsweise sehr touristische Samos. Wir haben uns dann aber doch an unseren Insel-Hopping-Plan gehalten und ein Apartment sowie Fährtickets nach Samos gebucht. Den kleinen VW Up haben wir am Hafen von Evdilos auf Ikaria zurückgelassen, und lernen, wie unkompliziert die Übergabe eines Mietwagens auf den Inseln funktioniert.


So wartet auch bei unserer Ankunft in Karlovasi auf Samos ein kleiner roter Mietwagen auf uns – in der Windschutzscheibe hängt ein Schild mit meinem Namen. Die Autovermietung bittet in einer freundliche Nachricht per WhatsApp, dass wir bei Gelegenheit im Büro vorbeikommen sollen, um den Papierkram zu erledigen und zu zahlen. Ein schönes Willkommen auf Samos. Auch hier sind die Menschen, freundlich, ehrlich und zuvorkommend.

Wir fuhren noch am gleichen Abend in den kleinen Ort Kokkari an der Nordküste von Samos, wo die Mietwagenfirma ihr Büro hat. Wieder einmal trafen wir drei Generationen an, von denen zumindest zwei Herren den Laden führten, der Dritte lernte noch das Laufen. Der schöne aber sehr touristische Ort Kokkari liegt nur knapp 3 Kilometer von unserer Unterkunft entfernt. Ich konnte morgens (sehr Früh, da noch nicht zu heiß) zum Brötchenholen joggen und abends waren wir zwei mal zum Essen dort. An einem Abend haben wir auch kurz das Dorffest besucht, an dem, wie wohl auf fast jedem Fest der Welt, im Wesentlichen gegessen, getrunken und getanzt wurde.

Unsere Unterkunft auf Samos war leider nicht so, wie erhofft. Unser Apartment bot tagsüber kaum einen Schattenplatz zum Lesen und der Tsamadou Strand konnte, obgleich sehr schön, doch nicht mit den Stränden auf Fourni oder Ikaria mithalten kann. So sind wir auch auf Samos viel mit unserem kleinen roten Flitzer unterwegs gewesen, um ein paar der vielen touristischen Ziele zu erkunden.

Unsere Highlights auf Samos haben wir alle an einem Tag erlebt:

  • Wir sind zur Höhle des Pythagoras geklettert und haben von dort die Aussicht zum Meer hin genossen. Die Höhle liegt neben weiteren Höhlen, in den Berghängen im Süden der Insel. Die meisten Besucher steigen über steilen Stufen hinauf zu einer dieser Höhlen, in der eine kleine Kapelle steht. Auch von hier hat man einen tollen Blick, aber nach dem Überwinden einer kleinen Kletterpartie, belohnt die Aussicht aus der wirklichen Höhle des Pythagoras doch noch etwas mehr 😉
  • Nach dem Ausflug in die Berge sind wir dem Tipp unserer Vermieterin, zum Kaladakia Strand gefolgt. Dort gibt es auch eine Höhle, oder besser gesagt eine Grotte, die vom Meer durchflutet ist. Mit dem einfallenden Sonnenlicht leuchten die Felsen und das Meer in fantastischen Blautönen. Grinsend stehen wir ein paar Minuten an diesem unwirklichen Ort, bevor wir durch die kleine Öffnung wieder hinaus ins Meer schwimmen. Eine Kamera hatten wir nicht dabei, daher gibt es davon keine Bilder 😉
  • Erfrischt und von unseren Höhlenabenteuern ganz glücklich, fahren wir hinauf in die Berge nach Platanos. Wir machen Halt am Orizontas, einem der besten Restaurants auf Samos. Der Name kommt nicht von ungefähr. Das Restaurant liegt auf einer Anhöhe von der aus man zu beiden Seiten der Insel hinab aufs Meer blicken kann. Das Haus ist modern gebaut, mit großen Glasfenstern, die man aufschieben kann und serviert exzellentes Essen. Preislich ist es im Vergleich zu den lokalen Tavernen teuer, aber im Vergleich mit Restaurants in Deutschland sehr erschwinglich. Wir haben keine Reservierung, aber am späten Nachmittag bekommen wir ohne Probleme einen Tisch und genießen ein fantastisches Essen und einen tollen Ausblick.
Kokkari
Dorffest
roter Flitzer
Lokaler Ouzo
Honig-Farm
Felsenkirche
zum Theoktistis Kloster
Espresso freddo im Schatten
Orizontas


Fazit

Alles in allem war es ein wunderschöner Urlaub mit vielen neuen und bleibenden Eindrücken. Würde ich die Reise noch einmal planen, würde ich wohl die Reihenfolge der besuchten Inseln ändern, um mit der Idylle auf Fourni zu enden. Anstatt 14 würde ich wohl auf 10 Tage verkürzen, da auch mir die schönsten Strände irgendwann überdrüssig wurden, und das ist schade 😉

Reisen mit dem Rucksack war auf jeden Fall mal wieder eine sehr schöne Erfahrung und mildert die Trauer um den Fox zumindest kurzfristig. Mal schauen, wohin es uns auf unserer nächsten Reise zieht.