Am 7. Januar erreichen wir gegen Mittag Imsouane. Hier bricht eine der besten Longboarding-Wellen der Welt und einer der längsten rechten Points in Afrika – an guten Tagen ist die Welle fast 900 Meter lang.
Der Ort ist eine bunte Mischung von alten, neuen und improvisiert wirkenden Häusern, die sich teils eng an die Hänge zum Strand drängen. Auf dem großen Parkplatz drängen sich hingegen Autos und viele Campervans von Surfern aus aller Welt. Fast jede und jeder hier läuft mit einem Surfbrett unter dem Arm durch die engen Gassen in Richtung Hafen. Rechts und Links reihen sich kleine Restaurants, Cafés, Souvenier-Shops, Surfläden und eine Hand voll Minimärkte. Der Hafen ist geschäftig. Fischerboote liegen nicht im Wasser, sondern werden von Traktoren eine schräge Rampe aus Beton hinauf- bzw. hinuntergeschleppt. Dazwischen springen Menschen mit Surfbrettern hin und her. Denn von der Rampe aus kann man durch die Hafeneinfahrt und den darin navigierenden Booten zum Pointbreak hinauspaddeln. Andere Surfer starten weiter draußen von der Mole aus. Die Anfänger kämpfen sich weiter unterhalb durch die Brandung bis zu einem guten Startpunkt für ihren Ritt auf einer dieser unglaublich perfekten Wellen, die hier hineinlaufen.
Unsere erste Surf-Session in Imsouane absolvieren wir jedoch an einem Spot etwas außerhalb vom Dorf, direkt unterhalb unseres glücklicherweise ruhigen Campingplatzes. Nachdem wir den Fox dort an einem schönen Fleckchen geparkt hatten, schnappten wir unsere Bretter und liefen durch die Hintertür hinaus zum Strand. Die Wellen waren kräftig aber freundlich, wie auch die Menschen um uns herum. Sehr glücklich genießen wir Abends den fantastischen Sonnenuntergang und ein einfaches Abendessen im Dorf. Wir verbringen drei wunderschöne Tage in Imsouane, mit Lesen, Surfen und Entspannen. Meine letzte Surf-Session endete glücklich, am äußersten Ende des Strandes. Mit plötzlich zunehmenden Swell habe ich mich, zusammen mit zwei weiteren Surfern, in immer höher werdenden Wellen zurück an Land gekämpft. Immerhin bin ich noch auf meinem Brett stehend dort angekommen 😉
Da mein Flieger am nächsten Tag zurück nach Düsseldorf fliegt, müssen wir uns am 10. Januar auf den Weg zurück nach Agadir machen. An diesem Tag ist der Swell so stark geworden, dass surfen unmöglich ist. Wir sehen zumindest keinen Surfer im Wasser als wir von den Klippen hinab auf Imsouane schauen, dessen Mole wie eine Sichel gleichmäßige Wellen ins Meer schneidet.
Sieben Tage später, am 17. Januar 2024 wurden viele der kleinen Häuser an den Hängen von Imsouanes Küste abgerissen. Darunter Wohnhäuser, Guesthouses und Surf-Shops. Sie wurden angeblich illegal gebaut und die Eigentümer seit vielen Monaten darüber informiert, dass der Abriss bevor steht. Die Umsetzung erfolgte dann aber doch überraschend. Für die Menschen blieben kaum 24 Stunden Zeit, ihre Habseligkeiten zu retten. >> Artikel in Surfline. Ähnliche Entwicklungen gab es in Tamraght, Taghazout und Aourir angeblich zur Förderung des Tourismus durch den Bau von neuen Strandcafés, Luxushotels und Wohnungen. Zwei Gesichter eines Landes, die wir – selbst Touristen – nur schwer ergründen können.