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Mompóx

  • 4perture 

Es gibt einen schönen Artikel der SZ über dieses Städtchen im “Karibischen Hinterland”, wie der Autor es passend bezeichnet. Auch die Worte, die er für das Klima findet, könnte ich nicht passender wählen: komatöse Hitze. Entsprechend kurz aber sehr nett war unser Besuch in Mompóx, einem geschichtsträchtigen Ort der Kolumbianischen Geschichte.

Es war mal wieder eine lange Fahrt. Hinaus aus den Bergen ging es, wie immer, nur sehr langsam voran, aber sobald wir die Ebene des Hinterlandes erreicht hatten, wurden die Straßen besser um nicht zu sagen wirklich gut. Bis wir zum Abzweig nach Westen kommen, der uns abermals auf eine schmale Landstraße und durch kleine Siedlungen mit unzähligen Speed-Bumps führt.

Wir fahren entlang des Rio Magdalena, der uns auf unserer Reise durch Kolumbien treu begleitet. Er ist unterwegs zur karibischen Küste, so wie wir, und unsere Wege haben sich in den letzten Wochen häufig gekreuzt. Der Rio Magdalena entspringt in der Zentralkordillere in der Nähe von San Agustin. Auf dem Weg dorthin haben wir ihn zum ersten mal überquert. Später sind wir mit einem Floß hinüber in die Tatacoa Wüste geschifft und über eine Eisenbahnbrücke wieder hinaus gefahren. Zuletzt kreuzten wir den inzwischen breiten Fluss auf der Fahrt von Medellín nach Barichara. Wie eine Lebensader zieht sich der Rio Magdalena von Süden nach Norden durch Kolumbien und diente einst auch als wichtiger Handelsweg – zumindest von der Karibikküste bis zum Städtchen Mompóx.

Rio Magdalena – auf dem Weg nach Mompóx


Im geschützten Hinterland befand sich hier zur Kolonialzeit einer der wichtigsten Handelshäfen des Landes und verschaffte den hier lebenden Menschen großen Reichtum. Das sieht man bis heute in den ersten beiden Straßen entlang des Flusses. Hier lebten die reichen Handelsleute, heute sind die meisten Häuser in Boutique-Hotels oder Restaurants verwandelt worden.

Koloniale Handelshäuser an der Uferpromenade von Mompóx


Mompóx dient als Schauplatz einiger Bücher von Kolumbiens bekanntem Schriftsteller und Nobelpreisträger Gabriel Garcia Márquez. In seinem Roman “Der General in seinem Labyrinth” skizziert er Szenen des letzten Besuches des Generals Simon Bolivár. Bei seinem ersten Besuch in Mompóx erhielt er 1812 ein Heer für die Befreiungsschlacht Venezuelas. 1830 reiste er das letzte mal hier her, auf seinem Weg nach Cartagena, um von dort nach Spanien zu verschiffen. Eine Steintafel an der Uferpromenade gibt eine Übersicht über alle Besuche Bolivar’s in Mompóx.

Piedra de Bolivar


Viele gute Gründe also, dieses verschlafene Städtchen zum UNESCO Weltkulturerbe zu erklären und auch für uns, einen Abstecher hierher zu machen.

Wir können mit dem Fox im Innenhof eines Hotels übernachten. Von hier aus sind es nur wenige Schritte zur ersten der fünf Kirchen in der Stadt. Wir werden freudig von zwei Polizisten angesprochen, die Informationen an Touristen verteilen. Einen Stadtplan und einen Hinweis auf eine Kampagne zur Bekämpfung von Prostitution, insbesondere der von Kindern. Bienvenido!

So gut ausgerüstet laufen wir die beiden ersten Straßen des Ortes auf und ab. Diese sind inzwischen zu einem großen Teil befestigt und haben extrem hohe Bürgersteige. Wir sind froh, dass wir hier nicht im Regen, sondern bei Sonnenschein und blauem Himmel entlang spazieren können – auch wenn es sehr heißt ist. Gegen Abend haben wir alle Kirchen, Plätze und Statuen besichtigt und machen eine kurze Pause auf ein paar Schaukelstühlen an der Promenade. Das Schaukeln verschafft etwas Luftbewegung, die den Schweiß am ganzen Körper kühlt. Das Bier kühlt auch. Sehr angenehm.

Der Sonnenuntergang über der Stadt ist ebenfalls sehr stimmungsvoll, aber wir fliehen, als die Mücken uns in der Dämmerung überfallen.


Die Nacht wird schrecklich. Im Fox ist es brütend heiß, die Luft kühlt kaum ab und es beginnt irgendwann zu Regnen. Wir duschen vorm zu Bett gehen und sind innerhalb von Minuten wieder verklebt. Am nächsten Morgen habe ich einen Hitze-Kater. MIr ist übel, ich habe Kopfschmerzen und auch eine weitere lange Dusche mag nicht helfen. Die Sonne brennt inzwischen wieder vom Himmel und verdampft den Regen der Nacht. Es ist um 09:00 Uhr morgens wirklich komatös heiß. Ich kann mir nicht vorstellen, wie die Menschen hier überleben können.

Mit “letzter Kraft” machen wir den Fox abfahrbereit, starten die Klimaanlage auf höchster Stufe und verlassen Mompóx so schnell wir können. Eigentlich schade, denn die Stadt hätte einen längeren Besuch verdient.

Wir fahren weiter durch das karibische Hinterland – heiß, grün, arm. Dennoch gehen die Menschen hier scheinbar unbeeinträchtigt ihrem Alltag nach. Auch die Tiere scheinen sich an dieses Klima angepasst zu haben. Wir lassen die Eindrücke auf der Fahrt an uns vorbeiziehen.


Etwas abgekühlt machen wir noch einen kurzen Stopp in Aracataca, einer Stadt, die mit dem Bananenhandel aufblühte und dem Geburtsort von Gabriel Garcia Marquez. Hier hat er die ersten Jahre seines Lebens verbracht. Er lebte bei seinen Großeltern und noch heute kann man in einem Museum das erste Buch bewundern, das Gabo (so wird er in Kolumbien genannt) gelesen hat. Es ist ein Wörterbuch, das sein Großvater ihm gab, als er nach dem Besuch eines Zirkus nach dem Unterschied zwischen einem Kamel und einem Dromedar fragte.


Auch Aracataca liegt im Hinterland und auch hier ist es unglaublich heiß. Wir fahren daher bald weiter, über die gut ausgebaute Straße in Richtung Meer, das uns mit einer angenehmen Brise empfängt.

Wie auf einer Fototapete stehen hier die Palmen am Strand und wir parken unseren Fox, mit ausreichen Abstand zu fallenden Kokosnüssen, mittendrin. Perfekt … fast zumindest, denn das nächste Camp, das wir in der Nähe von Palomino aufschlagen wird noch besser. Aber dazu mehr im nächsten Blog Eintrag.

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