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Rio de Janeiro

  • 4perture 

Schon der Anflug in diese Stadt hat uns sehr beeindruckt. Wir drehen eine Schleife um den Corcovado und landen von Norden kommend auf dem Stadt-Flughafen (Santos Dumont). Wolken hängen über der Stadt – Christo schaut darüber hinweg. Darunter kaum gerade Linien, sondern unzählige Buchten, Inseln, Strände, grüne Hügel und dazwischen die Stadt. Weiße hohe Häuser an den Stränden, kleine bunte Häuser an den steilen Hängen. Viel Grün dazwischen.

Ja, wir sind mit dem Flugzeug nach Rio de Janeiro geflogen. Den Fox haben wir auf einem bewachten Parkplatz am Flughafen von Curitiba zurückgelassen. So sparen wir uns viele zusätzliche Kilometer und die Suche nach einem geeigneten Stellplatz vor Ort.

Wir nächtigen stattdessen im Ibis Hotel – Posto 5 im Stadtteil Copacabana. Wir haben es mehr oder weniger “last minute” gebucht, da unsere erste Wahl – ein Apartment in Leblon – und auch etwas schickere Hotels über das Osterwochenende leider nicht mehr verfügbar waren. Das Hotelzimmer ist (typisch Ibis) sehr “funktional” und lädt nicht zum Verweilen ein. Wollen wir aber auch gar nicht, denn es gibt so viel zu sehen … .

In der Parallelstraße (Rua Bolivar) entdecken wir jede Menge nette Bars und Restaurants und es gibt für uns ein sehr spätes Mittagessen. Weiter geht es zum knapp vier Kilometer langen Strand von Copacabana. Am Karfreitag ist hier, wie an allen Sonn- und Feiertagen, eine Hälfte der sechs-spurigen Straße für Autos gesperrt und wir können dort entspannt “flanieren”. Leider beginnt es zu regnen, was die Aussicht aber nicht unsere Stimmung trübt. In einer Regenpause genießen wir von einem Hotel an der Promenade die Aussicht auf den Strand bei Nacht und danach einen Capi in einer der Bars “um die Ecke”.

Praia Copacabana bei Nacht

Der Regen begleitet uns leider das gesamte Wochenende. Mit Regenjacke und Schirm gerüstet machen wir am Samstagvormittag dennoch eine schöne Stadtführung im historischen Teil der Stadt. Ein Portugiese hatte sie “Stadt des Januar Flusses” genannt, als er am 24. Januar 1502 mit seinem Schiff durch die Guanaba Bucht segelte und diese irrtümlicherweise für eine Flussmündung hielt.


Seit dem ist viel passiert, wie wir von Natalia unserer Stadtführerin lernen, die uns und den Rest der Gruppe trotz strömenden Regens für drei Stunden begeistert die Stadt rund um den Carioca Platz näher brachte. An der Seleròn Treppe verabschieden wir von uns von ihr. Die Treppe, die die Stadtteile Lapa und Santa Teresea verbindet, ist nach dem chilenischen Künstler Jorge Selerón benannt. Von 1989 bis zu seinem Tod in 2013 hat er die Stufen mit 2.000 Kacheln aus über 50 Ländern gefliest. In Santa Teresa setzen wir uns in ein nettes Restaurant am Guimaraes Platz. Hier hält die alte gelbe Straßenbahn im Getümmel und wir können dem Treiben entspannt zusehen.


Abends treffen wir eine ehemalige Kollegin, die vor 20 Jahren von Erlangen (zurück) nach Brasilien gezogen ist, mit ihrem Mann in einem Restaurant in Copacabana. Es ist wie immer interessant mit „Locals“ über das Land und die Stadt zu sprechen. Wie so oft in den letzten Monaten hören wir: “besser ist es nicht geworden”. Besonders in Rio hat die Armut nach der Pandemie stark zugenommen. Die vielen Obdachlosen in den Straßen sind nicht zu übersehen. Damit einhergehend ist auch die Kriminalität allgegenwärtig. Ich bin daher ohne Kreditkarten und Handy sondern nur mit Bargeld und einer kleinen Kompaktkamera unterwegs. » Das ist übrigens auch der Grund, warum es in diesem Post nicht wirklich viele gute Fotos gibt 😉

Recycling in Copacabana – eine Einnahmequelle für Obdachlose

Am Ostersonntag genoss ich es, früh morgens über die gesperrte Autospur am Copacabana Strand zu joggen. Um mich herum tummelten sich viele Menschen, die ebenfalls Sport trieben. Gegen 09:00 Uhr fängt es wieder an zu regnen und es wird den Rest des Tages auch nicht wirklich aufhören. Wir besorgen uns eine Rio Card Mais mit der wir alle öffentlichen Verkehrsmittel in der Stadt nutzen können und fahren mit Metro und Straßenbahn (beides gilt als sehr sicher) zum Museu do Amanhã (Museum von Morgen). Das Gebäude liegt wie ein umgekehrter Schiffsrumpf an der Bucht. Es ist sehr modern und bietet einen tollen Kontrast zum umliegenden Stadtbild. Im Inneren führt uns die Ausstellung vor Augen, wie die Menschheit in den letzten Jahrzehnten auf den Planeten Erde eingewirkt hat, vor welchen Problemen wir heute stehen und (zum Glück) auch einige Optionen, um die Zukunft nachhaltiger zu gestalten. Wenn es nur so einfach wäre, wie im Planspiel, dass wir am Schluss gespielt haben…. Hier konnten wir mit Hilfe der anderen Spieler immerhin einen kleinen positiven Effekt simulieren.


Grübelnd verlassen wir das Museum und fahren mit der Metro zum anderen Ende der Stadt, nach Leblon. Die Gegend ist augenscheinlich wohlhabender und in einem kleinen Cafe, das sich in einer Buchhandlung „versteckt“ wärmen wir uns bei einem Kaffee auf. Mit nur 22°C und Regen herrscht Winterwetter in Rio. Den abendlichen Caipi genießen wir in einer Bar mit live Musik. Eine Samba Band spielt und der Regen zieht langsam von dannen.


Der Montag empfängt uns mit Sonnenschein und wir können endlich die Highlights eines jeden Touristen in Rio erkunden. Den Corcovado Berg mit der Christo Statue und die Fahrt mit der Seilbahn zum Pão de Açúcar.

Auf meiner morgendlichen Jogging-Runde hatte ich den Christo bereits hoch oben auf dem Corcovado erblickt – schützend breitet er seine Hände über der Stadt aus. Es heißt, man sollte nur zu ihm hoch fahren, wenn man ihn von unten sehen kann, denn das Wetter kann sich schnell ändern und Wolken die Sicht versperren.

Wir starten unser Sight-Seeing Programm also mit der Fahrt zur Talstation der Bahn zum Corcovado. Durch das verregnete Wochenende hatte sich leider eine ziemliche Besuchermenge angestaut und so bekommen wir kein Zugticket mehr. Um keine Zeit zu verlieren kaufen wir überteuerte Tickets für einen Van-Shuttle der uns bis zum Besucherzentrum fährt. Hier müssen wir Eintritt bezahlen und werden noch einmal mit einem anderen Minibus bis zum Aussichtspunkt gefahren. Ziemlich aufwändig im Vergleich zum Zug, der direkt nach oben durchfährt. Wie auch immer, sobald wir oben bei Christo angelangt sind, ist der Ärger verflogen und wir genießen die wunderbare Aussicht.


Am Fuße des Corcovado liegt der urige Parque Lage. Von hier aus kann man einen knapp vier Kilometer langen Trail bis hinauf zum Christo laufen. Aktuell scheint der Aufstieg bewacht zu sein, aber in der Vergangenheit gab es immer wieder Raubüberfälle auf der Strecke. Man sollte sich vorher auf jeden Fall informieren.

Im Park steht zwischen uralten Bäumen und riesigen Palmen ein altes Herrenhaus, das eine tolle Kulisse für Fotos bietet. Im Inneren lockt ein nettes Café und für viele Instagram-Aktive ein perfekter Selfie-Spot. Entsprechend lang ist die Warteschlange um in das Haus zu gelangen. Wir reservieren noch vor Ort einen Tisch im Café und können etwas später von unserem Tisch aus das Spektakel am Selfie-Spot verfolgen. Ohne Worte.


Weiter geht es mit einem Uber zur Seilbahn auf den Pão de Açúcar – den Zuckerhut. Auch hier müssen wir in der Schlange warten, bis wir gegenüber einen Ticket-Automaten entdecken. Auf Nachfrage, warum wir zunächst zum Ticketschalter geschickt wurden, sagte man uns, dass sie das machen, da es nicht genug Automaten gibt. Fünf Minuten später stehen wir auf jeden Fall in einer Gondel zur Mittelstation. Von dort hat man bereits einen schönen Blick auf die Stadt und den Zuckerhut, auf den wir etwas später im Abendlicht mit einer zweiten Gondel hinauffahren. Von verschiedenen Aussichtsplattformen genießen wir den Rundumblick zusammen mit ein paar eleganten Fregattvögeln, die hier ganz nah über uns in der Thermik ihre Kreise ziehen. Kurz vor Sonnenuntergang wird es voll und wir fahren wieder hinab zur Mittelstation. Mit einem kühlen Bier in der Hand stehen wir ohne Gedränge am Geländer und betrachten, wie die Sonne verschwindet und die Stadt in ihr “Nachtgewand” schlüpft – beleuchtete Gebäude, Straßen und Strände. Dazwischen das Blinken von Booten in der Bucht. Und über allem der beleuchtete Christo. Wunderschön.


Auch der Dienstag erwartet uns mit strahlendem Sonnenschein. Am Strand ist sportlich gesehen wieder einiges los 🙂 Alles scheint hier am Strand möglich zu sein: Radfahren, Krafttraining, Schwimmen, SUP, Kajak, Volleyball, Yoga und natürlich auch Surfen. Da die Sonne aktuell nur von 06:00 bis 17:45 am Himmel steht, ist es verständlich, dass der „outdoor“ Sport schon bei Sonnenaufgang startet. Wir laufen am kleinen Fischmarkt vorbei nach Ipanema. Beim Posto 7 am Praia do Arpoador tummeln sich bereits viele Surfer in den Wellen …. Wir sind etwas traurig, unsere Surfbretter nicht dabei zu haben, aber froh, noch einen schönen Tag in Rio genießen zu dürfen.


Nach dem Frühstück, lassen wir unsere Reisetasche im Hotel und besuchen das Copacabana Fort. Auf der Militäranlage kann man im Schatten unter Bäumen in einem Café sitzen und die Aussicht bei einen Brunch, Lunch und/oder einem Glas Vino genießen. Wie nah die hohen weißen Häuser am Strand mit den kleinen bunten Häusern einer Favela am Hügel beieinander liegen wird uns hier wieder sehr deutlich. Rio bietet in jeder Hinsicht viele Perspektiven. Wir nehmen Abschied von der Stadt des Januarflusses, in die es sich lohnt zurückzukehren 🙂

Mit Metro und Straßenbahn sind wir in einer guten halben Stunde am Flughafen. Die Maschine startet kurz nach 17 Uhr auf der wirklich kurzen Start/Landebahn, die direkt in die Bucht im Wasser gebaut wurde, in Richtung Süden – direkt auf den Zuckerhut zu. Wir erhaschen einen letzten Blick auf die Stadt, bevor sie und Christo unter Wolken verschwinden. 90 Minuten – und einem weiteren negativen Ausschlag auf unserer CO2 Bilanz – später landen wir in Curitiba. Wir freuen uns, als wir den Fox wohlbehalten auf dem Parkplatz vorfinden. Wir bleiben noch eine Nacht dort stehen, denn einen besseren Stellplatz würden wir um diese Zeit nicht mehr finden.

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