Ende Januar verlassen wir die Pazifikküste. Wir schnallen die Surfbretter aufs Dach und fahren über den Paso Libertadores nach Mendoza in Argentinien. Die Straße führt uns von Chile kommend durch das Valle Aconagua und windet sich am Schluss in fast 30 Serpentinen die Anden hinauf. Auf der alten Passhöhe (3900 m) wurde 1904 eine Christus Statue (Cristo Redendor) errichtet, die an die Freundschaft zwischen Chile und Argentinien erinnert. Der relativ starke Verkehr auf der Hauptverbindung von Santiago de Chile nach Mendoza wird heute aber auf 3200 Meter durch einen Tunnel gelenkt.
Am Ende der Serpentinen und noch vor dem Tunnel steht auf chilenischer Seite eine Ski-Hotel Anlage. Carlos (unser Gastgeber in STGO) hatte uns den Tipp gegeben, hier zu halten und zur blauen Lagune zu laufen, die sich hinter der Anlage „versteckt“. Ein wirklich schöner Platz für eine kurze Pause nach dem Aufstieg auf fast 3000 Meter.
Kurz nach der Grenzabfertigung, die in einem „one-stop-shop“ für beide Länder jeweils im Zielland (für uns also Argentinien) erledigt wird, befindet sich der Eingang zu einem kleinen Nationalpark. Von hier aus kann man den Aconcagua, den mit knapp 7000 Meter höchsten Berg Südamerikas, wunderbar sehen. Versierte Bergsportler starten etwas weiter unten im Basislager zu einer mehrtägigen Tour zum Gipfel. Die Camps zum Gipfel werden mit Hilfe von Maultieren versorgt, die wir mit einigen Gauchos an uns vorbei ziehen sehen.
Wir laufen nur ein paar Kilometer auf einem schönen Wanderweg der bereits fantastische Aussichten bietet. Nach mehreren Wochen am Meer merken wir die dünne Luft. Im schönen Licht der Nachmittagssonne fahren wir daher bald weiter durch das Tal hinab – neben uns sind noch gut erhaltene Reste der einstigen Bahnstrecke zu sehen, die hier um 1900 errichtet wurde. Auch Reste der alten Straße und deren Brücken bieten Gelegenheit für einen kurzen Stopp entlang des Weges. Auf 2000 Meter finden wir einen ruhigen Stellplatz an einem kleinen Bach und einer alten Inka-Brücke. Ein netter Platz 🙂
Am nächsten Morgen rollen wir weiter hinab ins Tal und entscheiden etwas spontan und mit recht leerem Tank über die Ruta 52 nach Mendoza zu fahren. Die Straße ist eine gute Schotterpiste und die Landschaft wunderschön. Es geht noch einmal hinauf auf 3.000 Meter und dann in unendlich vielen Kurven durch die Berge hinab in die weite Ebene, dicht bebaut mit Weinreben. Eine tolle Strecke !!!
Mit zum Glück noch immer ausreichend Diesel im Tank, aber sehr viel später als erwartet, erreichen wir Mendoza. Im alten Teil der Stadt sind die Straßen mit Bäumen überwachsen, die vor der brennenden Sonne schützen. Das viele Grün in der Stadt wird durch kleine Kanäle neben der Straße ermöglicht – eine Technik die auch für ausreichend Wasserversorgung der Weinplantagen genutzt wird.
Mit der untergehenden Sonne rollen wir auf den Parkplatz des kleinen Weinguts Cavieres südlich von Mendoza. Es gehört einem Belgier, Hans, der hier auch ein Restaurant und Ferienwohnungen anbietet. Hans reist selbst viel und erlaubt Overlandern auf seinem Gelände im Auto zu campen. Nach der herzlichen Begrüßung bitten wir Hans noch um eine Flasche Rotwein und lassen uns diese beim späten Abendessen neben den Weinstöcken schmecken … am nächsten Morgen wird uns noch ein toller Sonnenaufgang geboten 🙂
In den nächsten zwei Tagen dürfen wir alle Annehmlichkeiten seines kleinen Anwesens nutzen. Ein Bad mit heißer Dusche, den kühlen Pool, Wäsche-Service und wir kommen sogar in den Genuss eines Frühstücks auf der schönen Terrasse. Zu Abend essen kann man auch, wenn man mag. Ein toller Ort 🙂
Von Mendoza aus ist es nicht weit ins Uco-Tal, in dem ebenfalls mit Hilfe von Bewässerungsanlagen, Wein angebaut wird. Wir folgen einem guten Tipp und besuchen das Weingut La Azul. Hier verbringen wir einen wunderschönen Nachmittag mit einer etwas anderen Weinprobe. Wir sitzen auf der gut besuchten, überdachten Terrasse mit einem schönen Blick auf die Berge. Auf dem Rasen spielt ein junger Mann auf dem Saxophon. Zum sehr leckeren Essen werden verschiedene Weine serviert. Die Flaschen bleiben immer in Reichweite und man kann von jedem Wein so viel trinken wie man möchte. Das hat seinen Effekt. Die Stimmung auf der Bodega ist bald ausgelassen fröhlich. Diejenigen, die schon mit dem Essen fertig sind, tanzen auf dem Rasen und wir genießen unser Hauptgericht. Nach dem Essen setzen wir uns mit unserer Lieblingsflasche Wein unter einen schattigen Baum, bestellen noch einen Espresso und betrachten, wie der Tag auf der Bodega zu Ende geht. Leider können wir nicht direkt vor Ort das Nachtlager aufschlagen. Also rollen wir ein paar Minuten weiter auf einen kleinen Campingplatz, wo wir eine ruhige Nacht verbringen.
Für den nächsten Tag haben wir eine Führung auf der bekannten Bodega Salentein gebucht, eines der ersten Weingüter im Tal. Das Anwesen ist beeindruckend – ein Tempel, in dem Wein, Kunst und Musik vereint werden. Die Atmosphäre hier ist wesentlich formeller, als am vorherigen Tag, aber Abril, die unsere kleine Gruppe durch das Anwesen führt, ist sehr sympathisch und vor allem weiß sie sehr viel über Wein 🙂 Die Weinprobe ist relativ kurz , aber hat uns auch sehr gut gefallen. Außerdem müssen wir an diesem Tag noch etwas weiter bis zu unserem Stellplatz fahren, den wir allerdings nicht erreichen.
Kurz hinter dem nächsten Ort erblicken wir eine große Christus Statue auf einem Hügel und fahren den ausgeschilderten Weg zum Mirador hinauf. Oben erwartet uns eine neu angelegte Picknick Anlage mit kleinen Tischen und einem unglaublichen 360° Blick. Wir parken, holen den Rest des Lieblingsweins von Azul aus dem Kühlschrank und genießen die Aussicht. Bei Sonnenuntergang sind alle Picknick Tische besetzt, es wird Mate getrunken und die Stimmung ist sehr entspannt.
Den Sonnenaufgang erleben wir jedoch ganz für uns allein oben auf dem Hügel. Bevor die Sonne allzu stark herunterbrennt, laufe ich noch den kleinen Kreuzweg vom Tal hinauf und mache später eine Notiz in meinem Tagebuch – dieser Stellplatz bekommt definitiv ein dickes Herz 🙂