Skip to content

Torres del Paine

  • 4perture 


Von El Chaltén geht es für uns weiter zum Torres del Paine Nationalpark. Dieser Nationalpark liegt gleich hinter der argentinisch-chilenischen Grenze und wird in einigen Reiseführern als ein “Achtes Weltwunder” bezeichnet. Seinen Namen hat er von der Cordillera de Paine Berggruppe, die ihre markante Zacken in den Himmel streckt – „Türme des blauen Himmels“ wie es in der Sprache der Mapuche-Indianer heißt. Die Szene, wie sich hier die schroffen Berge, blauen Lagunen und das Eis von der übrigen, eher karge Landschaft abheben ist wirklich besonders. Im Nationalpark gibt es viele Möglichkeiten für Trekkingtouren (zu Fuß oder zu Pferd), die Menschen aus aller Welt anziehen. Allerdings ist das Wetter, insbesondere der Wind, hier eine oft limitierender Faktor. Man muss sich auf alles einstellen.

Auf der Ruta 40 fahren wir am 27.11. zum dritten mal vorbei am Lago Viedma und dem Lago Argentino, dann weiter auf gut ausgebauten Straßen durch die weite, leere und windige Pampa. Am Abend erreichen wir nach gut 6 Stunden Fahrt den Paso don Guillermo und sind wieder in Chile. Auch dieses mal müssen wir an der Grenze unsere noch nicht verbrauchten frischen Lebensmittel abgeben. Es ist zum Glück nicht so viel und ich habe es bereits in einer kleine Tüte bereitgestellt, als unser Bus durchsucht wird. Für ein Abendessen hinter der Grenze haben wir ja immer ein paar Nudeln dabei 😉


Am nächsten Morgen fahren wir zum Nationalpark, dessen Bergspitzen sich noch in Wolken hüllen. Als wir auf dem Weg an der Laguna Amarga halten, machen uns andere Reisende darauf aufmerksam, dass in den Hängen direkt vor uns Pumas zu sehen sind. Und tatsächlich, mit dem Fernglas können wir die Berglöwen unter einem Busch erspähen. Sie liegen faul an einem windgeschützten Platz und heben nur ab und an den Kopf, um das Geschehen auf dem Parkplatz zu beäugen. Wir bleiben hier ein Weilchen, trinken noch einen Kaffee und schauen den großen Katzen beim Nichtstun zu.

Nach diesem schönen Zwischenstopp geht es weiter zum offiziellen Eingang des Torres del Paine Nationalparks. Er hat erst vor einigen Tagen, nach einem Streik der Park-Ranger, wiedereröffnet und wir konnten unsere Tickets am Vortag problemlos über die CONAF Website kaufen. Es ist Montag, es sind noch keine Ferien in der Region und so ist zum Glück noch nicht allzu viel los. Die Berge verstecken sich allerdings noch immer hinter Wolken und bald kommt etwas Regen dazu.


Am frühen Nachmittag fahren wir zu unserem geplanten Übernachtungsplatz an der Laguna Azul, die ihrem Namen alle Ehre macht. Strahlend blau liegt sie vor uns in den Hügeln, als wir dort ankommen. Der Wind treibt Schaumkronen über das Wasser und nach und nach die Wolken aus den Torres. Diese sind von hier aus tatsächlich aus einer tollen Perspektive zu sehen. Dennoch fahren kaum Tagestouristen bzw. Reisebusse an dieses Ende des Nationalparks. Wir sehen wenig andere Menschen und stehen in der Nacht ganz alleine auf dem großen Parkplatz. Ich nutze die Windpause am nächsten Morgen, um doch noch einen Hügel zum markierten Aussichtspunkt zu erklimmen, von dem man wirklich einen wunderbaren Ausblick hat. Ein besonderer Ort, die Laguna Azul 🙂


Als ich vom Hügel herabgestiegen komme frühstücken wir noch in Ruhe und schauen, wie die Wolken auch heute vom wieder zunehmenden Wind aus den Bergen gepustet werden. Dann fahren wir weiter durch den Nationalpark. Entlang der Straße gibt es einige Aussichtspunkte und kürzere Spaziergänge, die wir (trotz Daniel’s lädiertem Knie und meiner zwischenzeitlich gereizten Achillessehne – – « neue Wanderschuhe ») bewältigen könnten. Auf dem Weg zum Salto Grande zeigt die Windskala Stufe Gelb an = 50 – 80 km/h, man solle vorsichtig sein. Ich fliege fast davon, als eine Böe über die Kuppe jagt. Ein Reisebus steht am Parkplatz und wir sehen, wie die Reisegruppe mit Wind im Rücken regelrecht auf uns zugeflogen kommt. Aber das scheint hier völlig normal zu sein. Erst bei Windstufe Rot = 80+ km/h ist der Weg gesperrt. Bis zum großen Wasserfall kämpfen wir uns noch durch, aber die nächste geplante kurze Wanderung am Lago Peohé streichen wir und fangen stattdessen an, einen windgeschützten Platz für die Nacht zu suchen. Der Wind sollte angeblich weiter zunehmen.


Gegen Abend erreichen wir den Lago Grey der vom gleichnamigen Gletscher Grey gespeist wird. Hier unternehmen wir doch noch einen letzten Versuch, einen Aussichtspunkt von dem man den Gletscher sehen kann zu Fuß zu erreichen. Nach einer kurzen bewaldeten Wegstrecke marschieren wir bald auf einer Landzunge zwischen See und Lagune. Der Anblick der Eisberge, die es ans Ende des Sees getrieben hat ist toll, aber hier reißen mich die Windböen wirklich fast von den Füßen. Nach knapp 1,5km drehen wir um. Vom Wanderparkplatz ist es nicht weit zum schönen Hotel Grey. Hier finden wir einen einen guten Parkplatz für die Nacht und gehen im Hotel an die Bar. Durch die riesigen, dicken Glasscheiben haben wir einen wunderbaren Blick auf den See, die Eisberge und sogar den Gletscher können wir in der Ferne ausmachen. Wir bleiben zum Essen und genießen den Sonnenuntergang, windstill und mit bester Aussicht.

Lago Grey mit Glacier Grey im Hintergrund


Als wir am nächsten Morgen aus unserem Bus steigen stehen wir im Sturm. Wir streichen alle Pläne, die wir für den Tag noch hatten, verlassen den Nationalpark und fahren nach Puerto Natales. Am Lago Samiento hat man noch einen letzten tollen Blick auf die Cordillera de Paine. Ich werde beim Fotografieren wieder ziemlich über den Parkplatz geweht. Bis dato konnte ich mir nicht vorstellen, wie es ist, dem Wind so extrem ausgeliefert zu sein – eine interessante Erfahrung. Aber wir müssen ihm zu Gute halten, dass er uns zwei Tage lang eine wunderbare Aussicht auf den Torres del Paine Nationalpark geschenkt hat – wenn auch zu großen Teilen durch die Glasscheibe des Fox bzw. des Hotel Grey.



Einmal in den Genuss eines Luxushotels gekommen, machen wir kurz vor Puerto Natales noch eine Kaffeepause im The Singular Hotel. Es wurde in den Außenhüllen eines alten Fleischhandelshauses errichtet. Die Innenräume sind sehr modern im Industrie-Stil gestaltet und es gibt neben einer schönen Bar und einem Restaurant auch ein kleines Museum, das die Geschichte des Hauses und des Fleischhandels in der Region beschreibt.

Der antike Tisch in der Bar an dem wir unseren Kaffee trinken hat ein Schachbrett in der Mitte. Wir entdecken vor uns jeweils eine kleine Schublade und darin die zugehörigen Schachfiguren. Es wird eine etwas längere Kaffeepause mit ein paar Partien Schach und danach besuchen wir noch das Museum. Ein schöner Zwischenstopp nach der vielen Natur, die uns in den letzten Tagen umgeben hat.


In Puerto Natales parken wir auf einem kleinen Campingplatz mit tollem Blick über das Städtchen und auf die Bucht. Gegen Abend gibt es wieder eine Windpause und wir laufen durch die bunten Häuser zu einem wirklich passenden Denkmal an der Hafenpromenade: Monumento al Viento – Denkmal des Windes. Wir werden ihn auf keinen Fall vergessen!

Monumento al Viento – in Puerto Natales

Leave a Reply

Your email address will not be published. Required fields are marked *